„Die, die nach oben sehen.“

„Aber sie besaßen schon diese besondere Eigenschaft, die sie grundlegend von anderen Spezies unterschied und der sie selbst und ihre Nachkommen ihren Namen verdanken: , das griechische Wort für Mensch, bezeichnet den, der nach oben sieht… “

(aus: Thierry Montmerle und Nicolas Prantzos: Supernovae und die Stadien der Sternentwicklung/ Heidelberg: Spektrum Akad. Verl., 1991)

In meinen aktuellen Arbeiten, die ich unter dem Titel: „Die, die nach oben sehen“ zeige, gehe ich den grundlegenden Fragen des kollektiven menschlichen Bewußtseins nach.

Unter Verwendung unterschiedlicher Medien und Mediensysteme, wie etwa der Malerei, Druckgrafik oder Installation… erarbeite ich einzelne wissenschaftliche Teilbereiche, wie zum Beispiel: Anthropologie, Archäologie, Astronomie, Biochemie, Genetik, Mikrobiologie und Molekularbiologie… unter der Fragestellung nach Ursprung, Bedeutung und Sinn des Lebens, jedoch nicht in individuell-persönlichen Hinsicht, sondern im Sinne einer gesellschaftlich-kulturellen Angelegenheit. Die einzelnen Arbeiten stehen dabei nicht mehr alleine für sich, wie man es vom traditionellen Tafelbild oder der Plastik gewohnt ist, sondern werden eher zu einem Teil eines interdisziplinär angelegten Fundus, der für diese/eine Ausstellung inszeniert wird.

Dieser interdisziplinäre Ansatz in meiner Arbeit ist jedoch nicht nur eine rein methodologische Angelegenheit, sondern vielmehr der Versuch die Fragmentarisierung der Weltsicht (und der Sicht vom Menschen) in den Disziplinen der modernen Wissenschaft zu überwinden.

Lebensfunktionen und Lebensorganisation lassen sich eben nicht ausschließlich aus der Sicht der Biologie oder Neurophysiologie beschreiben, denn erst durch das Zusammenwirken der einzelnen wissenschaftlichen Fachdisziplinen bieten sich jene übergeordnete Einsichten, die zu einem aktuellen Weltverständnis (und Menschverständnis) notwendig sind. Der Begriff des „ganzheitlichen“ würde sich hier anbieten – jedoch unter aller Vorsicht, da dieser Begriff inzwischen so überstrapaziert wurde, daß er mit seiner Verschwommenheit mittlerweilen alles Mögliche belegt.

Erst der Dialog der modernen spezialisierten Wissenschaftsdisziplinen stellt eine (epochen-) adäquate Methode der Deutung und Bewältigung von Welt und der in ihr wirkenden Kräfte, analog zu den Methoden, die früher oder an anderen Orten in den jeweiligen Kulturtechniken angewandt wurden oder werden, dar.

„In der europäischen Geistesgeschichte haben sich die Naturwissenschaften zunehmend gegenüber der Theologie emanzipiert. Am Endpunkt dieses Auseinanderdriftens geistes- und wissenschaftsgeschichtlicher Entwicklungsstränge steht heute die Skepsis gegenüber einer Wissenschaft, die sich vornimmt, der Schöpfung zu Hilfe zu kommen oder sie gar zu perfektionieren.“

(Jürgen Raap, Kunstforum Nr. 140, Seite 284)

Das Projekt: „Die, die nach oben sehen“ ist mit der Präsentation in den Räumen der Prima Kunst nicht abgeschlossen. Es ist auf einen weitaus größeren Zeitraum, als dem der sechsmonatigen Diplombearbeitung, ausgelegt.

Meine Absicht war, im Rahmen der Diplomarbeit eine Art Index anzulegen – in gröberen Zügen den Rahmen in dem ich dieses Thema weiterhin bearbeiten werde abzustecken. Aufgrund der Anlage der Arbeit als Fundus, bietet sich mir jederzeit die Möglichkeit an den unterschiedlichsten Anknüpfungspunkten diese Arbeit zu erweitern und zu intensivieren um das Beziehungsgeflecht zwischen den einzelnen Arbeiten und Themen immer stärker herauszuarbeiten.

Ob dies nun mit den Mitteln der Malerei, der Druckgrafik oder der Installation geschieht behalte ich mir vor.

„Kunst ist das Einzige, was Menschen übrigbleibt, die der Wissenschaft nicht das letzte Wort überlassen wollen.“

(Marcel Duchamp)

Die Wahr-Nehmung von Welt

oder Das Kunst-Stück menschlicher Erkenntnis

von Daniela Langer

„Was ist der Mensch? […]

Zu den Pflanzen spricht er, ich war auch einmal, wie ihr! und zu den reinen Sternen, ich will werden, wie ihr, in einer andren Welt! inzwischen bricht er auseinander und treibt hin und wieder seine Künste mit sich selbst, als könnt er, wenn es einmal sich aufgelöst, Lebendiges zusammensetzen, wie ein Mauerwerk; aber es macht ihn auch nicht irre, wenn nichts gebessert wird durch all sein Tun; es bleibt doch immerhin ein Kunststück, was er treibt.“

Friedrich Hölderlin, Hyperion oder der Eremit in Griechenland

I

Mit Hölderlin zu beginnen, heißt, den Anfang nach Griechenland zu verlegen. In unsere Vorstellung vom Mythos. In die Ganzheit, die ungebrochene Totalität, das Einssein des Menschen mit sich und der Natur, mit der ihn umgebenden Um-Welt. In einen Zustand ohne dieses ‚um‘ der Welt. Stattdessen? Eine Existenzweise‚ in der es die Differenz zwischen ‚innen‘ und ‚außen‘ nicht gibt. Der Mensch ist in der Welt. Der Mensch ist die Welt. Resultat: Es gibt die Welt nicht.

Mit Hölderlin zu beginnen, heißt, den Anfang in die Moderne zu legen, in den Beginn der Neuzeit, in Descartes‘ Ich denke, also bin ich, in den enthusiastischen Aufbruch der Wissenschaften als Erkenntnisinstrument des Menschen. In den Erkenntnis voraussetzenden Bruch zwischen dem Menschen und der Welt, der Spaltung zwischen Subjekt und Objekt, der Suche des Menschen nach der Wahrheit, der Wirklichkeit, der Welt und – sich selbst. Der Mensch ist in der Welt, die Welt um den Menschen herum. Resultat: Es gibt die Welt – doch wie ist sie? Es gibt den Menschen, doch: „Was ist der Mensch?“

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Inzwischen bricht er auseinander“

Einführung von Frau Daniela Langer anläßlich der Eröffnung der Ausstellung: „Inzwischen bricht er auseinander“ von Markus Schier
in der Evangelischen Akademie Nordelbien / Tagungsstätte Bad Segeberg
am 13. Mai 2001

 

Ich freue mich sehr, daß ich die Ehre habe, in diese Ausstellung einzuführen. Was ich Ihnen bieten kann und natürlich auch möchte, ist meine Sicht auf die Kunst, wegen der Sie alle den Weg hierher gefunden haben. Es ist Sonntagmorgen, und beginnen möchte ich gerne mit einem Zitat aus der Bibel, aber natürlich nicht, weil Sonntag ist.
Ich stehe hier, gewissermaßen, und kann nicht anders, und wenn Sie sich die Einladungskarte zu dieser Ausstellung etwas genauer angesehen haben, werden Sie auch verstehen, warum ich nicht anders kann.

„Gott schuf den Menschen als sein Abbild, als Abbild Gottes schuf er ihn.“
Mit diesem kleinen Satz aus der Bibel beginne ich damit, womit eben alles begann: Mit der Erschaffung des Menschen. Und alle wesentlichen Dinge, um die es hier in dieser Ausstellung geht und um die es in der Geschichte der Menschheit eigentlich schon immer ging, sind in ihm enthalten: Wir haben Gott, wir haben den Menschen, wir haben das ‚Abbild‘, – was auch immer das ist, warten Sie einfach ab – und wir haben das kleine Wörtchen ‚schaffen‘.

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Über Hochdruck

 

Der Ursprung des Hochdruckes muß wohl im Stempeldruck gesucht werden, der bereits mehrere tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung im Fernen und Nahen Osten benutzt wurde, um Tontafeln zu kennzeichnen oder ganze Texte in feuchten Ton zu stempeln.

Unter den Hochdrucktechniken ist der Holzschnitt wohl die älteste. Das älteste datierbare Holzschnittexemplar ist eine Buchrolle – der Anfang zur sogenannten Diamant-Sutra, die im Jahre 868 vor unserer Zeitrechnung in China hergestellt wurde.

Die ältesten erhaltenen europäischen Drucke stammen aus der Zeit um 1400. Erste Druckversuche werden jedoch schon viel früher vermutet.

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